Kreative Musikvideos von Sia

%d0%b0%d0%b2142Abgesehen davon, dass sie am 18. September 1975 in Adelaie in Down Under geboren wurde und ein interessantes Äußeres hat, ist über die australische Sängerin Sia nicht viel bekannt. Das liegt im Wesentlichen daran, dass Sia über ihr Privatleben fast nichts Preis gibt.

Viel interessanter als die Frage nach dem Privatleben der Sängerin ist allerdings auch der riesige künstlerische Wert ihrer Musik und vor allem ihrer Videos. Mit den Musikvideos zu Chandelierund zu Elastic Heartsind der Künstlerin Videos von heutzutage nur noch selten gesehener Kreativität, von tiefem Sinn und von kaum darzustellender Symbolik gelungen. Und das alles mit geradezu spartanischen Mitteln. Die Videos zu Elastic Heartund Chandelierwollen wir euch in den folgenden Zeilen näherbringen und euch anhand dessen das große künstlerische Potenzial aufzeigen, das die Sängerin in den Videos umgesetzt hat.

Chandelier

Text

Der Text zu Chandelier kann einem bei bloßem Hören, ohne das dazugehörige Video zu sehen, geradezu banal erscheinen. Es geht in dem Song darum, dass das von der Sängerin besungene lyrische Ich in der Nacht eine hemmungslose Party feiern und sich offenbar an den Rand der Bewusstlosigkeit trinken möchte („Keep my glass full until morning light“).

Zu dem so erzeugten Zustand der Hemmungslosigkeit will das lyrische Ich offenbar auch sexuelle Zügellosigkeit („I’m the one for a good time call“) sowie grenzenlose Freiheit durch den Rausch („I’m gonna fly like a bird through the night“) hinzukommen lassen.

Video

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Auf den ersten Blick stellt das Video das genaue Gegenteil des Gesungenen dar. Darin ist lediglich ein junges Kind zu sehen, das sich in einem hautengen, hautengen, hautfarbenen Latexanzug tanzend durch verschiedene Räume bewegt. Bei näherer Betrachtung merkt man, dass dieser extreme Kontrast zwischen Rausch und Zügellosigkeit sowie dem Kindsein und dem bloßen Leben beabsichtigt ist.

Es wird so deutlich, dass alles Gesungene sich bloß in der Fantasie des Kindes abspielt. Somit entspricht es (also das Betrinken und die ganze Nacht lang wild feiern) der kindlichen Vorstellung vom rauschenden, allerdings unrealistischen, und gerade deswegen kindlichen, Erwachsenenleben. Im Gegensatz dazu sieht die Realität aber so aus, dass ein Kind bloß ein Kind ist. So nackt und unschuldig wie sein Leben selbst (daher die scheinbare Nacktheit des Kindes). Und weil das Gesungene bloß ein Traum ist, denn das Kind ist eben kein Erwachsener und ist somit auch nicht an die Pflichten und den Druck des Erwachsenenlebens gebunden, kann es fröhlich umhertanzen und sein Leben noch unbeschwert genießen.

Verblüffend an dem Musikvideo ist vor allem, wie Sia es schafft, mit einfachsten Mitteln (einem Raum, einem Kind und spezieller Kleidung) eine ganze Vorstellungswelt zu vermitteln, ohne das Gesungene näher darstellen zu müssen.

Elastic Heart

Auf die Kind-Erwachsenen-Symbolik setzt Sia auch in ihrem Musikvideo zu Elastic Heart, allerdings in etwas anderem Kontext.

Text

In dem Text zu Elastic Heartgeht es um die klassischen Traumata und Enttäuschungen des Erwachsenenlebens, etwa die Bedeutung von Tod („And another one bites the dust“), enttäuschte oder zurückgewiesene Liebe („Oh why can I not conquer love?) beziehungsweise das Enttäuscht- oder Verletztwerden im Allgemeinen („Well, I’ve got thick skin and an elastic heart, but your blade it might be too sharp“). Besungen wird die Gutmütigkeit des lyrischen Ichs („Wanted to fight this war without weapons ”/ ”I’m still fighting for peace”), das dennoch enttäuscht wurde und immer wieder enttäuscht wird).

Video

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Das Video zu Elastic Heart ist ebenso wie das zur Vorgängersingle Chandelieräußerst einfach gehalten. Ein Erwachsener und ein junges Kind sind in einem Käfig gefangen und scheinen miteinander zu kämpfen, wobei die Angriffe zunächst eher wirken wie die Versuche des fröhlichen Kindes, den verängstigten Erwachsenen noch weiter zu erschrecken. Dieser versucht daraufhin, aus dem Käfig, welcher das (Erwachsenen-)Leben selbst symbolisiert, zu entkommen, was ihm aber nicht gelingt.

Es wird deutlich, dass es sich bei dem Kind um die personifizierte Kindheit des Mannes handelt, vor der beziehungsweise vor deren Erinnerung sich der Mann fürchtet. Nachdem der Mann allerdings Mut gefasst hat, bekämpft er die Erinnerung an seine Kindheit, was ihm allerdings ebenfalls nicht gelingt. Das unbelastete, unschuldige Kind kann der Erwachsenenwelt durch Verlassen des Käfigs einfach entkommen, während der Mann für immer darin gefangen bleibt. Auch als der Mann sich scheinbar mit seiner Kindheit angefreundet hat und mit dem Kind tanzt, kann er dem Kind nicht folgen, das den Käfig einfach verlässt, um weiter Kind zu sein, während der Mann nicht durch die schmale Öffnung passt und in der Erwachsenenwelt bleiben muss.

Auffallend ist die tiefsinnig Symbolik, die in dem Kontrast Kind-Erwachsenenwelt und der Bedeutung des Käfigs steckt, sowie die große Wirkung, die auch dieses Musikvideo entfaltet, obwohl die Ausstattung geradezu minimalistisch erscheint.